Mit leichtem Aufatmen begrüße ich den Herbst. Mit strahlender Sonne, unmerklich kühler, hat er sich eingeschlichen. Jeder Spaziergang offenbart mir neue Farben und ich gehe langsamer. Betrachte mehr, bleibe bewußt in der Sonne stehen und tanke letzte Strahlkraft Wärme. Ich nehme mir Zeit, um ein Blatt zu beobachten - frei im Wind tanzend, losgelöst zu Boden schweben. Buntes Treiben, Erntereife.
Ich spüre in mir Freiheit wachsen, das Losgelöstsein von des Sommers Verpflichtungen: "das schöne Wetter ausnutzen" und die Ausrichtung "die Sonne scheint" verlassen. Es darf geerntet werden. Ich bleib jetzt gern zu Hause und gehe in meinen ureigensten Innenraum.
Was ist gewachsen in diesem Jahr? Was hat neue Reife bekommen oder neue Blüten getragen? Ich seh mich um in meinem Garten und ja - ich bin zufrieden.
Es ist farbenfroh und prächtig - alte Bäume, junge Gräser - bunte Blüten, reife Früchte.
Ich betrachte meinen Lebensbaum.
Wenn ich nicht mehr wachsen kann, besinne ich mich auf meine Wurzeln. Ich verstärke und vertiefe. Das Innehalten ist nur scheinbar Stillstand. Das neue Fundament trägt mich besser und läßt mich höher wachsen. Ich bin gelassen und ruhig. Es wird im Frühjahr frische Äste, neue Blüten geben.
Und die Herbststürme dürfen heftiger werden.